Was ist Gestalttherapie?

Gestalttherapie ist ein ganzheitliches Therapieverfahren und zählt sich zur Humanistischen Psychologie.
Sie betrachtet den Menschen als Körper-Geist-Seele-Einheit in einem lebenslangen Wachstumsprozess. Als selbstregulierender Organismus steht dieser in fortwährender Wechselwirkung mit seiner physischen und sozialen Umwelt wobei er in ständiger Anpassung zu inneren und äußeren Bedürfnissen agiert. In der Therapie erfährt der/die KlientIn Unterstützung bei der eigenen Persönlichkeitsentfaltung.

Für wen ist Gestalttherapie?

Grundsätzlich ist die Gestalttherapie für Jedermann/frau geeignet, die ihr Leben intensiver erfahren und gestalten möchten. Sie unterstützt den Menschen bei der Persönlichkeitsentfaltung und verhilft zu mehr innerer Freiheit und Lebendigkeit.
Gestalttherapie ist darüber hinaus für alle Menschen geeignet, die sich psychisch überfordert fühlen und aus diesem Grund eine psychotherapeutische Begleitung in Anspruch nehmen möchten. Die Gründe sind vielfältig. Beispiele dafür sind:

  • Identitäts- und Lebenskrisen
  • Partnerschaftskonflikte
  • Burnout
  • Angst- und Panikstörungen
  • Traumatische Erlebnisse
  • Psychosomatische Störungen

Gestalttherapie geschieht im „hier und jetzt“

Das Wahrnehmen im „hier und jetzt“ ist zentrales Anliegen der Gestalttherapie. Dabei schauen KlientIn und TherapeutIn nach dem was ist, nicht danach was sein sollte. KlientInnen werden unterstützt sich besser wahr zu nehmen, ihren Gefühlen, Emotionen und Gedanken Raum zu geben um ihre Bedürfnisse und Grenzen zu erleben. Wer sich gut wahrnehmen kann und mit sich selbst in einem guten Kontakt steht, kann dann auch gut mit seiner Umwelt in Kontakt kommen. Gestalttherapie will den Menschen nicht verändern, vielmehr geht es darum sein zu können wer man ist, anstatt zu versuchen, der oder die zu sein, die man sein sollte.

Haltung in der Gestalttherapie

Die Haltung der GestalttherapeutIn gegenüber KlientInnen ist geprägt von Wertschätzung, Achtsamkeit und Toleranz in tiefer Überzeugung, dass der Mensch selbst den richtigen Weg für sich kennt und gehen wird. So verzichtet Gestalttherapie auf Wertung. Es gibt in dem Sinne kein richtig oder falsch. Gestalttherapeuten sehen den Menschen in einem lebenslangen Wachstumsprozess, im Streben nach der Entwicklung eigener Potentiale. In der Gestalttherapie wird der Mensch in seiner Selbstverantwortung gesehen und dabei unterstützt, zu werden was er ist und nicht zu sein was andere von ihm erwarten. KlientInnen und TherapeutInnen begegnen sich in einer gleichwertigen respektvollen Beziehung.Beispiel in szenischen Darstellungen, im künstlerischen Tun oder in der Musik gefunden werden. Gestalttherapie orientiert sich dabei immer am Prozess der KlientIn. Erlaubt ist alles, was die Vorstellung von KlientIn und TherapeutIn zulässt.

Wurzeln der Gestalttherapie

Die Gestalttherapie wurde in den 1950er Jahren von Fritz und Lore Perls begründet. Zu den Wurzeln der Gestalttherapie sind die Psychoanalyse mit dem körperbezogenen Konzept nach Wilhelm Reich, die Gestaltpsychologie, insbesondere durch Einflüsse Ralph Hefferlines sowie unterschiedliche philosophische Strömungen zu nennen. Von besonderer Bedeutung ist die Begegnungsphilosophie des Religionsphilosophen Martin Buber. In der Weiterentwicklung der Gestalttherapie floss zudem östliches Gedankengut des Zen-Buddhismus mit ein.

Gestalttherapie orientiert sich am Erleben

Das heißt, in der Therapie wird die/der KlientIn dabei unterstützt auszuprobieren, zu erleben und zu spüren. Gestalt setzt also am Erleben an. So werden ganz neue Erfahrungen möglich, Unbekanntes kann erforscht werden. Die Methoden sind dabei sehr vielfältig. Gestalttherapie ermöglicht es dem Menschen zu experimentieren. So wird er dabei unterstützt, über die rein kognitive, sprachliche Ebene hinaus, Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ausdrucksformen können also sowohl über die Sprache als auch zum Beispiel in szenischen Darstellungen, im künstlerischen Tun oder in der Musik gefunden werden. Gestalttherapie orientiert sich dabei immer am Prozess der KlientIn. Erlaubt ist alles, was die Vorstellung von KlientIn und TherapeutIn zulässt.

Gestalttherapie arbeitet phänomenologisch

Der Mensch nimmt nicht all die Eindrücke wahr, die er wahrnehmen könnte. Er fokussiert nur das für ihn Wesentliche. Ein normaler Prozess, der uns vor Überflutung schützt. Das Wesentliche nimmt „Gestalt“ an, es rückt in den Vordergrund. Dahinter liegt der Hintergrund – der Kontext – das was wir nicht bewusst wahrnehmen aber dennoch da ist. Gestalttherapie nennt dies „Figur-Grund-Prozess. Dieser Gestaltbildungsprozess unterliegt ständiger Veränderung, ist also fließend. Die Wahrnehmung der Phänomene des Vordergrundes, der „Gestalten“, betreffen auch unsere Emotionen. Abhängig von Erfahrungen und aktuellen Kontexten können gleiche Gegebenheiten sehr unterschiedlich wahrgenommen werden, unterschiedliche „Gestalten“ annehmen. Der Gestaltbildungsprozess geschieht meist unbewusst. In der Gestalttherapie schauen KlientIn und TherapeutIn auf das was „Gestalt“ annimmt. Möglicherweise gibt es noch offene Themen. Dann kann es passieren, dass etwas ungefragt immer wieder in den Vordergrund drängt. Die Gestalttherapie spricht von der „offenen Gestalt“ die danach strebt, sich zu schließen. Eine „offene Gestalt“ kann der Grund für eine eingeengte Wahrnehmung sein. In der Therapie wird der/die KlientIn unterstützt diese Gestalt zu vollenden, zu schließen. Damit tritt sie in den Hintergrund und eröffnet Raum für neue „Gestalten“. Für diesen Heilungsprozess kann es sinnvoll sein, „Gestalten“ aus dem Hintergrund in den Vordergrund zu heben und umgekehrt.